Es war ein kleines Wunder
2003 – also vor 20 Jahren fingen wir als „Arbeitskreis Müllstadtkinder Kairo“ mit unserer ersten Aktion in Ägypten an. Wir halfen dem Waisenhaus „Zum guten Samariter“ ein Zimmer für 5 Mädchen einzurichten und mit allem Nötigen auszustatten.
Eines dieser Mädchen war Hannah, damals 6 Jahre alt. Es war meine „kleine Prinzessin“ mit ihren großen dunklen Augen und Haaren.
Wir wechselten dann unseren Tätigkeitsbereich und konzentrierten uns auf die Arbeit in der Müllstadt „15. Mai". Oft dachte ich noch an Hannah, aber ich leider verlor sie aus dem Blick.
20 Jahre später:
Es ist Februar 2023 – ich zahle im Bellevue-Gästehaus meine Rechnung für den Leihwagen und als ich dann durch die Ausgangstüre das Gebäude verließ, steht eine junge Frau vor mir – spricht mich mit ein paar Brocken gebrochenem Englisch an: „I Hannah - Samaterian“ - ich verstehe nicht … begreife einfach nicht, wo ich sie einordnen soll. Zum Glück kommt der Manager des Hauses mir zur Hilfe und allmählich klärt sich alles auf: Es ist „meine" Hannah von damals – nur 20 Jahre später, jetzt eine junge Frau mit 26 Jahren, verheiratet mit zwei Kindern.
Ich bin gerührt! Es ist so unfassbar, um wie viele Ecken herum sie mich ausfindig gemacht hat, sich erkundigt hat, ob es unsere Arbeit noch gibt – und am Ende in Erfahrung bringen konnte, dass ich heute hier vorbeikomme. Sie hat mich sofort erkannt, im Gegensatz zu mir.
Warum blieben wir Deutsche in ihrem Gedächtnis haften? Ihr Vater war kurz nach ihrer Geburt gestorben, die Mutter wollte sie nicht und hat sie einfach vor dem Waisenhaus ausgesetzt. Scheinbar waren wir die ersten Menschen, wo sie spüren durfte, dass sie geliebt und wertvoll ist.
Das sind die kleinen Wunder und Begegnungen, die uns der Himmel schenkt und die uns immer wieder den Sinn unserer Arbeit vor Augen führen.
Jetzt werden wir natürlich in Kontakt bleiben, Handynummern sind ausgetauscht und etliche Fotos von damals und heute schon verschickt. Ich freue mich auf viele schöne weitere Begegnungen mit Hannah und ihrer Familie, wenn ich wieder in Kairo bin.